Das Rätsel um Captain Cooks Tod

Als Captain James Cook 1779 während seiner dritten Weltreise nach den Hawaii-Inseln kam, ahnte er noch nicht, welche üblen Folgen das für ihn haben würde.

Zuerst lief nämlich alles wie geplant. Die Hawaiianer verstanden sich gut mit den Weißen und hielten Cook sogar für die Rückkehr einer jahreszeitlich verehrten Gottheit, weil seine Ankunft mit der entsprechenden Zeit übereinstimmte, zu dem dieses übersinnliche Wesen bei ihnen eintreffen sollte. Als Cook seine Reise fortsetzte, wurde sein Schiff aber nach kurzer Zeit so schwer beschädigt, dass wieder umkehren musste, um den Notfall zu beheben.

Die Hawaiianer waren von der völlig unerwarteten Rückkehr ihres Gottes verwirrt, denn dessen Jahreszeit war inzwischen abgelaufen. Sie wurden misstrauisch und es kam immer häufiger zu Streitereien zwischen den Einheimischen und den Weißen. Als Inselbewohner das große Beiboot der „Resolution“ stahlen, nahm Cook den örtlichen Häuptling als Geisel für die Rückgabe gefangen – was er übrigens auf seinen Reisen schon öfter mit Erfolg unternommen hatte. Es entstand jedoch eine beträchtliche Unruhe, weil der alte Häuptling sich weigerte, seiner Verbringung auf das Schiff Folge zu leisten.

Als Cook mit wenigen Begleitern mit einem kleinen Boot an Land kam, eskalierte die Auseinandersetzung. Dabei kam es auch zur Abgabe von Gewehrschüssen und seine Männer versuchten, in das Boot und damit in Sicherheit zurück zu gelangen. Ob Cook dann von hinten erschlagen oder erstochen wurde weil er sich zum Boot umdrehte und seinen Leuten zurief, sie sollten nicht schießen, ist nicht eindeutig geklärt. Jedenfalls soll er vornüber ins seichte Wasser gefallen sein, während der im Beiboot verbliebene Rest der kleinen Mannschaft sich bemühte, mitsamt ihrem Boot aus der Gefahrenzone zu entkommen, ohne ihrem Kapitän noch Hilfe zu leisten.

So starb James Cook und auch vier seiner Leute wurden bei dem Zwischenfall getötet. Was danach mit seiner Leiche geschah, ist bis heute unklar. Sicher ist, dass Cooks Leichnam zerstückelt und an mehrere höher gestellte Einheimische verteilt wurde, was damals bei den Bewohnern des polynesischen Raumes nicht unüblich war. In der Regel wurde den Fragmenten geachteter Gegner sogar eine gewisse Verehrung zuteil. Kurz darauf brachten Hawaiianer wenige Teile Cooks zu seinem Schiff und übergaben sie an seine Mannschaft. Durch eine alte Narbe an seiner Hand konnten diese Überreste identifiziert und anschließend auf See bestattet werden.

45 Jahre später besuchte ein hawaiianisches Königspaar London, doch beide wurden hier schwer krank. Kurz vor ihrem Tod übergaben sie ihrem Londoner Arzt einen Pfeil, der aus dem Schienenbeinknochen von Captain Cook gefertigt worden sein sollte.

Weitere 50 Jahre später unternahm William Adams, ein Cousin von Cooks Frau, einen Versuch, mehr über Cooks Tod zu erfahren. Dazu befragte er den Bischof von Honolulu, doch weder der noch sonst jemand auf der Insel konnte ihm erläutern, was letztlich mit Cooks Überresten geschehen war. So ist auch der Kopf des berühmten Entdeckers und Kartographen Cook nie wieder aufgefunden worden.

Heute besitzt das australische Museum in Sydney den Pfeil, der angeblich aus dem Knochen hergestellt worden sein sollte. Seit Jahren schon versuchen die Forscher dort mit modernster Technik nachzuweisen, dass es sich um den Knochen von James Cook handelt. Bis jetzt konnte aber noch nicht einmal nachgewiesen werden, dass der Knochen überhaupt von einem Menschen stammt. Allerdings überlegen die australischen Forscher einen Erbgutvergleich mit lebenden Nachkommen von Cook durchzuführen. Das setzt jedoch voraus, dass dem Knochen noch genug dafür brauchbare DNA entnommen werden kann.